Susannes & Carmens Radtour durch Ostafrika

Sonntag, 25. November 2012

Kein ganz normaler Tag in Kenia

Unsere Zeit am Meer ist vorbei und wir radeln wieder ins Landesinnere, noch einmal Richtung Tanzania. Wie sich der zweite Radeltag entwickelte, ahnten wir morgens gluecklicherweise noch nicht. Es sollte ganz anders als irgendwie geplant kommen.
Die Etappe fuehrte, wie auch die am Tag zuvor, entlang der Grenze des Tsavo Nationalparkes, wo neben anderen Tieren auch die Big 5, also Elefanten, Loewen, Buffalos, Nashoerner und Leoparden, zuhause sind. Es handelt sich bei dieser Strasse um einen Highway, wo auch viele Busse und LKWs  (der komplette Gueterverkehr wird ueber die Strasse erledigt, es existiert kein Schienengueterverkehr) unterwegs sind.
Ostafrikanische Savanne, irgendwo zwei Radlerinnen aus dem Allgaeu
Weil wir dennoch sicher gehen wollten, fragten wir zuvor unabhaengig voneinander mehrere Safariguides, ob es moeglich ist, diesen Highway mit dem Fahrrad zu passieren, oder ob es wegen der wilden Tiere gefaehrlich werden koennte.
Der Tenor lautete : " No problem, of course you can pass this street by bicycle."
Am ersten Tag von wilden Tieren keine Spur und wir waren uns sicher, dass das am zweiten Tag so weiter gehen wuerde. Abgesehen davon meiden eben jene Big 5 vielbefahrene Strassen, es ist keineswegs so, dass man von der Strasse aus Loewen herumspazieren sieht.

Nun zu Tag 2. Die Teerstrasse, die wir die ersten paar Kilometer benutzten, verwandelte sich schon nach wenigen Kilometern in eine steinige und sandige Herausforderung, die das Vorankommen sehr muehsam machte und die Raeder immer wieder abdriften lies. Auch der Verkehr wurde weniger, es passierten nur noch alle paar Kilometer LKW, Busse oder Autos. Und wir radelten weiter, waehrend sich die Landschaft um uns herum zusehends in afrikanische Savanne verwandelte, und kein Ort und Mensch weit und breit mehr sichtbar war. Nach 50 km und schon lange aufgebrauchten Trinkvorraeten, endlich, ein Dorf.
In einem kleinen Shop kaufen wir so ziemlich alles an Fluessigkeit auf, was angeboten wird...und bekommen gesagt: " Very good, the most dangerous zone you already passed !"
Bitte ? Dangerous zone ? 
Auf unsere Nachfrage erklaert uns die Verkaeuferin, dass die meisten Elefanten eben genau auf diesem ersten Abschnitt, den wir heute bereits gefahren sind, zu finden waeren, die restlichen 80 km bis zu unserem Zielort fuer diesen Tag, Taveta an der tanzanisch-kenianischen Grenze, seien weit weniger von Elefanten besiedelt. Man muss dazu sagen, dass Elefanten prinzipell Menschen meiden. Haben sie jedoch Nachwuchs bei sich, sind sie prinzipell aggressiver und gefaerhlicher.
Wir radeln mit mittelgutem Gefuehl weiter und ca 100 m im Busch sehen wir einen Buffalo stehen, den wir aber ohne Weiteres passieren. Dann, ein Elefant, ca 50m von der Piste entfernt, im Busch. Aus einer vorhergehenden Elefantenbegegnung in Uganda, die wir gemeinsam mit einem Ugander meisterten, der uns and diesem Riesen vorbeilotste, wussten wir, dass man sich moeglichst ruhig verhalten muss und vor allem auf die Ohren des Elefanten achten muss. Legt er sie an oder bewegt sie schnell hin und her, dann besser den Rueckzug antreten. Doch dieser Elefant nahm keine Notiz von uns und trottete langsam in den Busch, und wir konnten ihn sicher passieren. Wir atmeten durch.

Wenige hundert Meter weiter vorn, ein Elefant direkt neben der Piste, unmoegliche weiterzuradeln. Wir halten an, warten ab und beobachten, was er macht, in welche Richtung er sich bewegt.
Kein Mensch, kein Auto weit und breit, nur zwei Allgaeurinnen im keniaschen Busch, die sich fluesternd ueber das weitere Procedere beraten. Wir warten einige Minuten, in denen der Elefant sich langsam Richtung Busch entfernt und schliesslich ca 20 m von der Piste weg ist. Wir beschliessen herzklopfend, ihn zu passieren und dabei immer zu beobachten, wie er auf uns reagiert. So radeln wir langsam vorbei, was dem Elefant doch nicht so behagt, denn gerade als wir ihn passierten, wendet er sich uns zu und faengt an hinter uns her zu traben.
Herzklopfenluftanhaltenweiterradeln! Und warum auch immer, er verliert doch das Interesse an uns, wird langsamer, wendet sich schliesslich ganz ab. Wir sind beide total angespannt, radeln weiter, versuchen aber, dem anderen zuliebe moeglichst entspannt zu bleiben, waehrend sich das flaue Gefuehl im Magen verstaerkt.
Es gibt die Theorie, dass Dinge, vor denen man Angst hat, einen Namen zu geben, diese Angst verringert. Nennen wir diesen Burschen doch einfach Gustav und radeln wir moeglichst entspannt daran vorbei.
So radeln wir holpernd weiter, aus der Gegenrichtung kommt ein Safarijeep, der afrikanische Safariguide am Steuer hat zwei deutsche Touristen mit dabei, das Auto haelt auf unserer Hoehe. Wir fragen den Fahrer leicht angespannt, wie er die Situation einschaetzt, ob wir weiterradeln koennen oder ob es zu gefaehrlich ist. Er versichert uns, dass es kein Problem ist weiterzuradeln, es sei viel zu heiss fuer die Tiere, sie wuerden sich tagsueber bei dieser Hitze defnitiv tief im kenianischen Busch aufhalten. Ungeruehrt von unseren gerade wichtigen Ueberlegungen und unserer Nervositaet, filmt uns das deutsche Ehepaar, waehrend dessen aus dem Jeep heraus - natuerlich ungefragt. So muessen sich dann wohl die Tiere fuehlen. Wir verabschieden uns, radeln weiter, beschliessen aber, ab jetzt jedes Auto aus der Gegenrichtung anzuhalten und zu fragen, ob sie Elefanten oder aehnliches passierten.
Der naechste Fahrer ruft uns nur zu :" No elephants, but take care of the lions !"
Lions ? Koenig der Loewen in Natura ?
 Es dauert nicht lange und wieder kommt ein Auto, in eine Staubwolke gehuellt, angefahren, 5 Afrikaner sitzen darin. Der Fahrer haelt wieder an und ruft uns aus dem Auto zu : "You can't pass there, there is a big herd of elephants near the road !" Aha ! Wir rufen ihm "Thank you very much !" zu, halten wieder an, und beschliessen erneut, in der sengenden Hitze das naechste Gefaehrt abzuwarten.
Ein LKW aus der Gegenrichtung kommt, die beiden Kenianer darin berichten uns auch von der grossen Elefantenherde wenige hundert Meter weiter vorn direkt neben der Strasse. Sie fahren weiter und wir fassen den Entschluss, das naechste Gefaehrt, das in unsere Richtung faehrt, anzuhalten und zu fragen ob es uns und unsere Raeder mit nach Taveta nimmt.
So warten wir wenige Minuten, bis auf einmal der LKW, der uns gerade erst passierte, zurueckkommt und uns der Fahrer zuruft : " Hey girls, we will escort you to pass the elephants, don't worry !"
Rettung und Ueberwaeltigung !
So fuhr der LKW mehrere Kilometer neben uns her und wir passierten tatsaechlich die Elefantenherde, die schon ca 50m in Richtung Busch davontrottete. Als zumindest diese Gefahr gebannt ist, bedanken wir uns und wuerden uns gerne bei dem LKW - Fahrer erkenntlich zeigen. Er winkt laechelnd ab, wuenscht uns eine gute Weiterreise und wendet erneut, um in die Richtung zu fahren, wo er eigentlich hin muss.
Diese Elefantenherde blieb nicht die letzte, die wir an diesem Tag mit dem Fahrrad passierten. Die naechste kleine Elefantenfamilie passierten wir wieder mit einem vollbesetzten keniaschen Taxi, das uns freundlicherweise eskortierte. So erreichten wir das naechste Dorf, liessen diese afrikanische Wildnis hinter uns, und wenige Kilometer weiter, schliesslich und endlich unsere lang ersehnte Zielstadt fuer diese Etappe - Taveta.

Was sonst noch an diesem Tag passierte ? Wir radelten unseren 4000. Kilometer in Ostafrika, Carmen kuesste unfreiwillig kenianischen Boden (umgehende medizinische Versorgung konnte jedoch durch die zufaellig anwesende Aerztin sofort erfolgen ) ausserdem die Erkenntnis, dass 3 h Schlaf vor einer 130 km Etappe einfach zu wenig sind und dass es in dieser Hitze moeglich ist, 7,5 l zu trinken ohne auch nur einmal Wasser zu lassen.


Endlich in Taveta angekommen

7 Kommentare:

  1. Griaß Gott mitanand, da blieb mir ja grad fast der Brocken im Hals stecken bei dieser "Mittagsmahl-Unterhaltung". Gott seis gedankt, dass Ihr da heil durchgekommen seid.
    Herzl. Dank für das schöne Foto von Euch, es hat bereits einen Ehrenplatz! Super!
    Viel Glück Euch Beiden weiterhin und pole, pole....
    Lydia

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  2. Kachelofenschierer25. November 2012 um 07:02

    eieieieiei, das hört sich nach Muskelkater in der Adrinalindrüse an, ich wünsch euch gute Erholung und noch schöne und sichere Tage

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  3. Hey Ihr zwei Allgäuer Mädels,euer Blog ist mir von Lydia empfohlen worden und sie hat nicht zuviel versprochen. Ganz großes Kino, was ihr da macht. Alle Achtung und meinen Respekt. Tolle Berichte, super Bilder.
    Weiterhin gute und sichere Reise.
    Viele Grüße aus dem Westallgäu
    Günther

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  4. Kachelofenschierer25. November 2012 um 07:13

    eieieieiei, das hört sich nach Muskelkater in der Adrenalindrüse an, ist zum Glück gut ausgegangen... gute Erholung und noch schöne Tage

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  5. .... irgendwie verpasen der mario und ich immer eure gewinnspiele... nichts desto trotz hut ab was ihr da so meistert und das ihr zwischenzeilich so viele kilometer geradelt seid und uns alle daran teilhaben lasst
    liebe grüße mario und steffi

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  6. Eure Geburtstagsgrüße sind rechtzeitig angekommen, die Bilder haben mich rießig gefreut. Und nun der pädagogische Teil: Radfahren ja, aber nicht zwischen Elefanten! Gott sei Dank hat dieses Abenteuer noch gut geendet. Ich hoffe das Glück bleibt euch weiterhin treu und wünsch euch noch viele schöne Tage.

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  7. Hey ihr zwei Muzungas
    obwohl Gustav - vom Bodensee aus gesehen - sehr lieb aussieht, bin ich doch froh, dass ihr keine nähere Bekanntschaft mit ihm gemacht habt... beim Lesen war ich aufgeregter als bei den letzten 5 Tatorten zusammengenommen!
    ich finds absolut genial, dass ihr stattdessen lieber den Kili kennenlernt - ihr seid halt einfach der Hammer:)! Wünsch Euch eine tolle Reise zum Höhepunkt und kommt heil wieder!!
    Ganz ganz liebe und herzliche Grüße auch vom Tom aus Deiner zukünftigen Lehmhütte, liebe Susi :)
    Eure Fiona

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